Derzeit beschäftigt das Familienunternehmen nach eigenen Angaben rund 1.000 Mitarbeiter am Standort Hellenthal. Von dem Stellenabbau wären somit rund 250 Beschäftigte betroffen. Mit ihm soll eine Senkung der Personalkosten erreicht werden - Teil eines Zukunftsprogramms, welches das Unternehmen am Freitag, 29. März, auch den Mitarbeitern vorgestellt hat.
"Zukunftsbeitrag der Belegschaft"
Kern dieses Zukunftskonzepts, so heißt es in der Pressemitteilung, seien umfangreiche Maßnahmen zur Effizienzsteigerung und Kostensenkung sowie die Erschließung neuer Märkte. Das Familienunternehmen bekenne sich zum Standort Hellenthal - "aber nicht um jeden Preis." Frank Poschen: „Um die Produktion und die verbleibenden Arbeitsplätze hier in Hellenthal langfristig zu sichern, ist auch ein Zukunftsbeitrag der Belegschaft erforderlich.“ Man werde schon in Kürze entsprechende Gespräche mit Betriebsrat und IG Metall aufnehmen, um einen entsprechenden Zukunftsvertrag auszuarbeiten. Poschen ergänzte: „Dies ist die Voraussetzung für eine Umsetzung des Zukunftsprogramms hier in Hellenthal. Aber ich bin zuversichtlich, dass uns das gelingen wird.“
Zunehmender Preiswettbewerb
Laut Poschen sei das Schoeller Werk "nach wie vor ein in der Herstellung von Edelstahlrohren führendes Unternehmen mit erstklassigen Produkten und ausgezeichneter Reputation. Aber wie bei jedem erfolgreichen Unternehmen sind auch bei uns von Zeit zu Zeit geeignete Maßnahmen erforderlich, um die Marktposition zu sichern und auszubauen. Insbesondere müssen wir unsere Ertragslage nachhaltig verbessern, um erforderliche Investitionen tätigen zu können.“ Der Markt für längsnahtgeschweißte Edelstahlrohre sei im Mengengeschäft von einem zunehmenden Preiswettbewerb gekennzeichnet.
Produktivität erhöhen
Um trotzdem noch auskömmliche Erträge zu erwirtschaften, will das Schoeller Werk die Produktivität am Standort in Hellenthal erhöhen: „Ziel ist es, den Materialfluss in der Produktion zu verbessern und die Prozess- und Logistikkosten zu senken“, erläuterte Poschen. „Dies soll in erster Linie durch eine materialflussoptimierte Werksstruktur und ein effizientes Prozesslayout erzielt werden. Zudem werden wir durch Standardisierung, Automatisierung und Digitalisierung die Wirtschaftlichkeit steigern.“
Investitionen in Millionenhöhe
Bisherige Analysen hätten gezeigt, dass die Durchlaufzeiten in der Produktion und der Logistikaufwand zu hoch sind. Poschen: „Unsere Produkte sind nach wie vor erstklassig, unsere Produktionsabläufe bislang noch nicht.“ Künftig solle die Herstellung der Edelstahlrohre in deutlich effizienteren Produktionsprozessen erfolgen. Zur Umsetzung sind Investitionen in zweistelliger Millionenhöhe geplant.
Gleichzeitig will die Schoeller Werk GmbH & Co. KG ihren Vorsprung als Spezialist für die Herstellung von geschweißten und gezogenen Edelstahlrohren in Premiumqualität ausbauen, um eine langfristig stabile Umsatz- und Ertragsbasis zu sichern. Dazu wird das Unternehmen zunehmend seine technologische Kompetenz einsetzen, um etwa im Rahmen von Entwicklungspartnerschaften Lösungen für individuelle Kundenanforderungen zu entwickeln. „Unser Ziel ist es, dass unsere Kunden uns als Innovationsführer und Lösungsanbieter in Anspruch nehmen, der ihre Ideen versteht und intelligent umsetzt.“
Weiterentwicklung des Portfolio
Zusätzlich soll in den kommenden Jahren das Produktportfolio weiterentwickelt werden. „Unsere Zielmärkte verändern sich, also müssen wir auch unser Angebot weiterentwickeln“, so Frank Poschen. „Gleichzeitig wollen wir neue Zielbranchen erschließen, um langfristig eine stabile Umsatz- und Ertragsbasis zu sichern.“ Die Automotive-Industrie werde auch künftig zu den Kernbranchen der Schoeller Werk GmbH & Co. KG gehören. Zudem will das Unternehmen neue Märkte im Bereich der industriellen Anwendung erschließen. Das Schoeller Werk sei schon heute unter anderem in den Bereichen der Elektro-, Mess- und Regeltechnik, Energie-, Kälte- und Klimatechnik, Medizintechnik sowie in der Nahrungsmittelindustrie tätig. Grundlage des Zukunftskonzeptes sei die Entwicklung eines neuen, ganzheitlichen Produktionskonzeptes, das mit einer detaillierten Werksstrukturanalyse im April beginne. Das Feinkonzept solle bis September abgeschlossen sein und in konkreten operativen Maßnahmen münden.